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Personalmangel in Deutschlands Arztpraxen - Teil 2: Erfolgreiche Mitarbeitersuche

Kennen Sie die Ingrid aus der Indeed-Werbung? Sie wird von ihren Bekannten und Kolleg:innen ständig nach neuen Jobs gefragt. So, oder so ähnlich geht es mir in letzter Zeit auch. Oft höre ich:

„Frau Schneckener, Sie sprechen doch mit so vielen Praxen, kennen Sie nicht eine MFA, die einen neuen Job sucht und bei uns anfangen möchte?“

Ich würde ja wirklich gerne helfen, wenn ich könnte, aber ich habe den Eindruck, viele MFAs würden lieber heute als morgen das Handtuch werfen.

Selbst Sandra, eine meiner besten Freundinnen – seit Jahrzehnten MFA aus Überzeugung – ist mittlerweile auf der Suche nach einem ruhigen Büro-Job, weit weg vom Praxisalltag.

„Die Arbeit mit den Patienten ist super, aber dieser Stress am Telefon und dieser ganze bürokratische Aufwand machen mich fertig“, hat sie mir neulich beim gemeinsamen Kaffeetrinken erzählt.

Solche Gespräche bringen mich ins Grübeln. Was kommt da auf uns zu? Müssen wir uns in Zukunft auf überfüllte Wartezimmer und Terminvergaben von mehreren Monaten einstellen, weil den Praxen Personal fehlt und es keinen Nachwuchs gibt?

Damit Ihre Praxis auch in Zukunft gut aufgestellt ist, finden Sie hier die besten Tipps um neue zuverlässige Mitarbeiter:innen zu finden.

Die besten Tipps für Ihre Mitarbeitersuche

Natürlich sollten die Grundvoraussetzungen für das Arbeiten in Ihrer Praxis stimmen. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr Personal treu zu Ihnen steht und Sie auch in schwierigen Zeiten nicht im Stich lässt. Wie diese Grundvoraussetzungen aussehen sollten und wie Sie Ihr Team immer wieder motivieren können, finden Sie in unserem Blog „So wichtig ist die Mitarbeitermotivation“.


Aber vielleicht möchten oder müssen Sie Ihr Team aufstocken? Dann kommen hier die besten Tipps für eine erfolgreiche Mitarbeitersuche:

Werben Sie für Ihre Praxis!

Sie sind ein tolles und sympathisches Team und Ihre Angestellten genießen bei Ihnen einige Vorteile? Dann schreiben Sie dies in Ihre Stellenanzeige! Die eigenen Vorzüge ins rechte Licht zu rücken ist völlig legitim und muss übrigens nicht viel kosten. Neben einem klassischen Inserat gibt es noch andere Möglichkeiten, um nach neuen Mitarbeiter:innen zu suchen:


Die Praxishomepage
Wussten Sie, dass die Teamseite eine der wichtigsten Seiten auf Ihrer Homepage ist? Nicht nur die Patient:innen sondern auch potenzielle Bewerber:innen werden sich an dieser Stelle einen ersten Eindruck verschaffen – und der ist ja bekanntlich der wichtigste! Witzige Texte, eine kurze persönliche Vorstellung und sympathische Fotos sind wichtig und heben Sie von Ihrem Wettbewerb ab. Auf einer Extraseite „Karriere“ können Sie über Ihre offenen Stellenangebote informieren.


Social Media
Sie brauchen junge Leute für Ihr Team? Dann sollten Sie Ihre Mitarbeitersuche unbedingt über Instagram und Facebook vorantreiben. Hier darf die Stellenanzeige ruhig kurz und knapp, bunt und witzig aufgemacht sein. Professionelle Agenturen können Ihnen bei der Umsetzung unter die Arme greifen.

Die regionale Suche

Die klassische Stellenanzeige
Egal, ob Sie einen Arbeitsplatz in Vollzeit, Teilzeit oder als Minijob anzubieten haben - die regionale Stellenanzeige, z. B. im örtlichen Stadtanzeiger oder in einer regionalen Tageszeitung sollten Sie unbedingt für Ihre Personalsuche nutzen.


eBay Kleinanzeigen
Häufig wird die Stellenmarkt-Plattform bei eBay Kleinanzeigen unterschätzt. Regional suchende Kandidat:innen können hier gezielt nach lokalen Jobangeboten suchen. Und das Beste daran: Die Anzeigenschaltung ist für Sie völlig kostenlos.


Vielleicht kennen Sie jemanden, der jemanden kennt?
Sprechen Sie Freunde, Bekannte und Patienten an und beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in die Suche mit ein. Vielleicht kennt jemand einen, der einen kennt…Mund-zu-Mund-Propaganda ist häufig am effektivsten. Ihr Vorteil: Es kostet Sie nichts.


Der Aushang
Gestalten Sie einen Aushang: „Wir suchen Sie“ und hängen Sie diesen an Ihrer Rezeption und im Wartezimmer auf. Wenn dieser mit einem QR-Code versehen ist, der zur Jobseite auf Ihrer Praxishomepage führt, kann der interessierte Leser gleich alles Wissenswerte über die Stelle erfahren.  Bei meinem Bäcker hat mich der Slogan „Ihr neuer Job ist zum Greifen nah“ angesprochen. Dieser war auf ein kleines Visitenkärtchen gedruckt, das zum Mitnehmen auf dem Tresen lag. Auch hier führte ein QR-Code zur Jobbörse des Unternehmens.


Wartezimmer-TV
Wenn Sie ein Wartezimmer-TV besitzen, sollten Sie die Mitarbeitersuche auf jeden Fall dort kommunizieren. Lassen Sie ruhig verschiedene Spots laufen. Die Texte können dabei variieren:

  • Sagen Sie, dass Sie neue Mitarbeiter:innen suchen.
  • Zeigen Sie, dass Sie ein tolles Team sind.
  • Beschreiben Sie alle Vorteile, die Ihre Praxis seinen Mitarbeiter:innen bietet.
  • Nennen Sie die Voraussetzungen, die der/die Bewerber:in mitbringen muss (nicht zu viele, das wirkt sonst abschreckend).

 

Was sind eigentlich Indeed, LinkedIn, Xing & Co, und wie funktionieren Sie?

Online-Jobbörsen
Online-Jobbörsen wie Indeed, Stepstone, Monster, Gigajob gewinnen auf dem Arbeitsmarkt immer stärker an Bedeutung. Arbeitgeber können auf diesen Portalen ihre Stellenangebote hochladen und z. T. direkt ihre Homepage mit dem Angebot verlinken. Aber Achtung: Nicht auf allen Online-Jobbörsen ist die Anzeigenschaltung kostenlos, z. B. bei Stepstone, Monster oder Jobs.de ist die Anzeigenschaltung kostenpflichtig. Bei Indeed, Gigajob, Stellenanbieter, etc. fallen Kosten für eine gute Platzierung Ihrer Anzeige an. Arbeitssuchende können auf allen genannten Plattformen kostenlos durch die Angebote stöbern und sich zum Teil direkt über eine Eingabemaske bewerben. Eine Übersicht über die aktuellen Portale finden Sie hier.


Social Recruting
Xing und LinkedIn sind soziale Netzwerke für den Arbeitsmarkt und funktionieren ähnlich wie Facebook. Arbeitgeber und Arbeitssuchende legen sich ihr persönliches Profil an und vernetzen sich. Man tauscht sich aus, sucht oder findet Jobs, Mitarbeiter:innen oder Kooperationspartner. Die Basismitgliedschaft bei Xing ist kostenlos, mit der kostenpflichtigen Premium-Mitgliedschaft lassen sich zusätzliche Bereiche im persönlichen Profil freischalten.

Kreative Ansätze

Manchmal muss man kreative Wege gehen, um Lösungen zu finden, so wie mein Zahnarzt: Er hat drei jungen Frauen aus der Ukraine einen Praktikumsplatz angeboten und unterstützt diese jetzt bei der Sprachförderung, der Wohnungssuche und den anstehenden Behördengängen.  Seine Erfahrung: „Die neuen Kolleginnen sind zuverlässig, hochmotiviert und wollen lernen. Die anfängliche Sprachbarriere wird jeden Tag etwas niedriger und es fühlt sich gut an, helfen zu können. Die drei sind nicht nur eine große Unterstützung, sondern auch eine echte Bereicherung für das Team.“
Viele nützliche Tipps zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Zugangsmöglichkeiten zu Ausbildung und Beschäftigung für geflüchtete Personen finden Sie hier.

Keine geeigneten Bewerber in Sicht?

Mein Tipp: Halten Sie die Hürden für Berufseinsteiger niedrig und gestalten Sie den Bewerbungsprozess möglichst unkompliziert. Deckblatt, Anschreiben, Lebenslauf mit Foto und Zeugnisse – und das alles bitte fehlerfrei in einer hochwertigen Mappe? Überlegen Sie, ob Ihnen vielleicht auch eine Online-Kurzbewerbung reicht, um einen ersten Eindruck vom Bewerber/der Bewerberin zu gewinnen.

Muss es unbedingt eine MFA sein?

Es gibt einige Aufgaben in der Praxis, die vielleicht nicht unbedingt von einer MFA erledigt werden müssen. Dazu gehören:

  • Dienstplanung
  • Praxismanagement
  • Vorbereitung und Reinigung der Instrumente
  • „Flurdienst“, das heißt Zimmer aufräumen und reinigen, Patient:innen aufrufen und vorbereiten
  • Anmeldung/Terminvereinbarung
  • Vermessung der Augen in einer Augenarztpraxis

 

Geben Sie Quereinsteigern eine Chance! Vielleicht finden Sie eine:n Mitarbeiter:in aus dem kaufmännischen Bereich, dem Einzelhandel oder eine:n Augenoptiker:in, der/die Lust hat, für ein paar Stunden in Ihrer Praxis zu arbeiten und das Team zu entlasten. Auch anspruchsvollere Tätigkeiten können nach einer guten Einarbeitung durchaus von Quereinsteigern übernommen werden, wie z. B. die Behandlungs-Vorbereitung oder das QM. Anleitungen mit gut verständlichen Piktogrammen und kurzen Erläuterungen helfen dem Personal, das keinen Bezug zu den Fachkenntnissen und den Behandlungen hat, alle Aufgaben Schritt für Schritt fehlerfrei zu erledigen.

Den Nachwuchs fördern

Durch die Pandemie konnten in den vergangenen Jahren kaum noch Berufspraktika stattfinden. Dadurch fehlt den jungen Leuten der Zugang zu dem Berufsbild der MFA.
Mein Tipp: Suchen Sie offensiv nach Praktikant:innen und bauen Sie sich Ihren Nachwuchs dadurch selbst auf. Wichtig ist natürlich, Berufsinteressierte in den Wochen des Kennenlernens gut zu begleiten und Sie mit interessanten Aufgaben zu beschäftigen. Wenn Ihr:e Praktikant:in während der Praktikumszeit keine sinnvollen Aufgaben bekommt und nur still zusehen und zuhören darf, wird er/sie sich höchstwahrscheinlich gegen den Beruf entscheiden. Auch wenn dieses Vorgehen zunächst etwas mehr Arbeit und Vorbereitung bedeutet, lohnt sich der Aufwand!
Noch ein Tipp: Hinterfragen Sie selbstkritisch, ob die allgemeine Hochschulreife für den Berufseinstieg als MFA wirklich unbedingt notwendig ist. Letztendlich kommt es bei den Bewerber:innen doch eher auf die Lernbereitschaft und die eigene Einstellung zum Job an.

Mein Fazit

Auch wenn der Personalmarkt derzeit wie leergefegt wirkt, haben Praxisinhaber:innen viele Möglichkeiten, neue Mitarbeiter:innen für sich zu gewinnen. Kommunizieren Sie deutlich, welche Vorteile es bringt, in Ihrem Team zu arbeiten und nutzen Sie ruhig auch mal ungewöhnliche Wege bei der Mitarbeiter-Suche. Sie möchten über wichtige Themen rund um Ihren Praxisalltag informiert bleiben und kein Angebot mehr verpassen? Dann melden Sie sich am besten zu unserem Newsletter an oder folgen Sie uns auf Facebook oder Instagram. #staytuned

Anja Schneckener

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